Bewertung der Leistungsfähigkeit der Masken „Placide RY-CR1“ und „Placide RY-CRS“

Dr. rer. nat. Martin Büscher, trade-e-bility GmbH, Schlossstr. 8 d-e, 22041 Hamburg, (19.08.2022)

 

Leistungsumfang einer FFP2 Maske[1]

Die Mindestanforderungen an eine FFP2-Maske werden in der Norm EN 149 beschrieben. Die Maske soll vor Partikeln, unabhängig ob fest oder flüssig, schützen. Die Überprüfung der Erreichung dieser Anforderung wird durch Exposition der Maske mit Stäuben und Aerosolen erreicht. Letzteres geschieht durch Beaufschlagung der Maske mit Natriumchlorid- und Paraffinölaerosolen.

Gewerblicher Einsatz einer FFP2-Maske gegen gefährliche Aerosole

FFP2-Masken werden von den Berufsgenossenschaften zum Schutz vor gesundheitsschädlichen Aerosolen z.B. bei Tätigkeiten wie Lackieren vorgeschrieben[2]. Der Schutz vor Bakterien und bestimmte Viren ist ebenfalls gegeben und befähigt die FFP2-Maske auch z.B. zum Einsatz in chemischen Laboren und in der Medizin[3].

Nutzung der FFP2-Maske in der Covid-19 Pandemie

Da sich das Covid-19-Virus über wässrige Aerosole verbreitet, wird die FFP2-Maske aufgrund ihrer Filterwirkung gegenüber Aerosolen als Personen-Gesundheitsschutz verwendet[4].

Unterschiede im Nutzungsverhalten der Anwender

Während die Nutzung der FFP2-Maske im gewerblichen Bereich in Hinsicht auf Handhabung, Lagerung und Verwendungsdauer vorwiegend kontrolliert erfolgt, werden diese Aspekte beim Covid-19-Schutz vom Privatanwender eher vernachlässigt. Ein FFP2-Einwegmaske soll jeden Tag gewechselt werden[5], in der privaten Praxis machen dies nur 30% der 18- bis 29-Jahrigen. Die Mehrheit tausch die Maske wöchentlich[6].

Bewertung einer längeren Nutzung der FFP2-Maske

Stäube und ölige Aerosole, wie sie in der gewerblichen Anwendung vorkommen können, reichern sich mit der Zeit in der Maske an. Der Atemwiderstand der Maske steigt an und führt schließlich zu einer unzureichenden Luftzufuhr für den Träger. Die Prüfmethode der EN 149 geht speziell auf diese Belastungen durch Beaufschlagung der Prüfmuster mit Staub, Natriumchlorid- und Paraffinöl-Aerosol ein.

Bei der Benutzung der Maske zur Covid-19-Abwehr reichert sich Wasser aus der Atemluft oder umgebenden Aerosolen im Filtermaterial an. Da Wasser leicht aus dem Filtermaterial zu entfernen ist, z.B. durch Trocknen an der Luft, ist die Lebensdauer einer FFP2-Maske verlängerbar. Durch das Verdunsten der Wassertröpfchen im Filtermaterial sterben auch die ggf. sich darin befindlichen Covid-109-Viren ab. Eine Studie der FH Münster[7] konnte zeigen, dass eine 7-tägige Trocknung bei Raumluft eine Virenlast hinreichend reduziert. Eine Reinigung der Maske ist nicht einmal notwendig. So soll sich die Lebensdauer der Maske um das Fünffache verlängern.

Die EN 149 Prüfmethode berücksichtigt die Belastung mit wässrigen Aerosolen durch eine Prüfung mit Natriumchlorid-Aerosol. Verdunstet diese Lösung, so bleibt Kochsalz im Filtermaterial zurück, was sich dort ansammeln kann. Der Nutzung der FFP2-Maske zur Covid-19-Abwehr wird diese Prüfung nur bedingt gerecht.

Leistungsfähigkeit der Masken „Placide RY-CR1“ und „Placide RY-CRS“

Die durch die Firma Mask24 Trading GmbH vertriebene Masken „Placide RY-CR1“ und „Placide RY-CRS“ sind technisch gesehen „Partikelfilternde Halbmasken“ vom Typ FFP2. Sie wurden mit dem Kürzel „R“ für reusable (= wiederverwendbar) bis Juli 2022 angeboten.

Bei einer Überprüfung der Masken nach EN 140-Methode mit Paraffin-Aerosol stellte sich heraus, dass bei der erstmaligen Nutzung der Masken die Anforderungen erfüllt wurden. Jedoch muss die Leistungsfähigkeit dieser Masken gemäß den Vorgaben als FFP2 R-Typ bei der ersten Wiederverwendung angezweifelt werden.

Finden diese Masken dagegen als Covid-19-Schutzmittel Verwendung, so ist gemäß den o.a. Ausführungen eine Wiederverwendung bis zu 5 Mal gegeben.

Risiken bei der Wiederverwendung von FFP2-Masken zur Covid-19-Abwehr

Die Prüfmethode nach EN 149 wird der Anwendung einer FFP2-Maske zur Covid-19-Abwehr insofern nicht gerecht, da sie praxisferne Prüfprozesse vorgibt (z.B. die Beaufschlagung mit Paraffin-Aerosol). Zweifellos hat eine FFP2-Maske eine hinreichende Filterleistungen. Aber ein Instrument zur  Bewertung der (ressourcenschonenden) Wiederverwendung dieser Maske im Hinblick auf die Covid-19-Abwehr ist die EN 149 nicht. Die FH-Münster-Studie7 zeigt, dass die Wiederverwendbarkeit unbedenklich ist, allerdings gibt es derzeit kein einheitliches Verfahren zu deren Bewertung.

Risiken beim beschriebenen Trocknungsverfahren ergeben sich bei Verkürzung der Trocknungszeit oder Nichteinhaltung der Trocknungsbedingungen. Ein Waschen der Maske in warmem Wasser stellt bei Einhaltung der Trockungsbedingungen kein zusätzliches Risiko dar.

 

[1] Anmerkung: Die u.a. Ausführungen beziehen sich auf FFP2-Masken ohne Ventil.

[2] BGR 231

[3] TRBA 250

[4] Siehe z.B. vom UBA: Infektiöse Aerosole in Innenräumen

[5] Anmerkung: solange sie nicht durchfeuchtet ist

[6] Focus online

[7] Möglichkeiten und Grenzen der eigenverantwortlichen Wiederverwendung von FFP2-Masken für den Privatgebrauch